Führen, wenn man den Weg nicht kennt

Veröffentlicht am 21. 9. 2020 von Vanessa Giese

Viele Dinge wissen wir nicht. Dennoch müssen wir agieren, Entscheidungen treffen, Wege einschlagen. Managerinnen und Manager spüren dabei oft eine große Verantwortung. Sie haben den Anspruch an sich, auf alles Antworten haben. Viel wichtiger, als Lösungen zu haben, ist allerdings: zu wissen, wie man an Lösungen kommt - und den Prozess dorthin zu moderieren.

Die Welt ist hochkomplex und damit auch die Kräfte und die Fragen, die auf Unternehmen einwirken. Auf viele Fragen wissen wir keine Antworten. Ich unterstütze Menschen und Unternehmen, Antworten zu finden. Meine Kunden sagen: "Ich habe hier ein Problem. Aber ich kenne die Lösung nicht. Hilf mir, sie zu finden."

Ein paar Beispiele aus meiner Praxis:

  • Mehrere Mitarbeiterinnen scheiden altersbedingt aus einem Unternehmen aus. Gleichzeitig haben veränderte Marktanforderungen zu neuen Aufgabenfelder geführt. Wie kann das Unternehmen die Situation nutzen, um sich neu aufzustellen?
  • Die Einnahmen einer Organisation sind gesunken - und werden aufgrund bestimmter Markt- und demographischer Entwicklungen nicht wieder steigen. Das Management will die Organisation einbinden, um Antworten zu finden. Aber wie?
  • Die Vertriebsprozesse sind träge. Verschiedene Abteilungen der Organisation haben eine Meinung, woran es liegt - zeigen aber nur mit dem Finger auf andere. Das Management möchte eine Lösung.

Ideen und Methoden, mit denen man Antworten findet

Wenn ich in solch einer Situation in ein Unternehmen komme, kenne auch ich die Lösung nicht. Aber ich bringe Ideen und Methoden mit, wie wir zu einer Antwort kommen.

Denn in jedem Unternehmen gibt es unglaublich viel Wissen und Können. Die Fachkenntnis liegt allerdings verteilt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Know-how muss zusammengeführt werden, die Wissensträger brauchen Leitplanken und Rahmenbedingungen - und jemanden, er sie auf dem Weg zu einer Lösung methodisch führt.

Eine Lösung in der Sache - und eine Entwicklung der Unternehmenskultur

Die gemeinsame Suche nach einer Antwort hat dabei zwei Effekte:

  1. Sie führt zu einer Lösung in der Sache.
  2. Die Unternehmenskultur wandelt sich.

Denn wenn Mitarbeitende selbst aktiv gestalten (dürfen und müssen!), ändern sich im Zuge dessen ihre Haltung, ihre Arbeitsweise und ihre Kommunikation.

Das können die Menschen meiner Erfahrung nach nicht allein - und auch nicht von heute auf morgen. "Hier ist das Problem, findet eine Lösung", reicht nicht als Arbeitsanweisung. Wenn es im Unternehmen Usus ist, dass das Management Antworten liefert, fällt es den Mitarbeitenden zunächst schwer, an einer Lösungsfindung mitzuwirken. Die Leute haben keine Erfahrung, wie sie vorgehen sollen. Sie finden nicht zueinander. Ihnen fehlt das Handlungswissen, sich strukturiert über Perspektiven auszutauschen, sich mit Widerspruch auseinanderzusetzen, unterschiedliche Sichtweisen auszuhalten und konstruktiv über Lösungen zu streiten.

Ich höre bisweilen auch Sätze wie: "Dafür werde ich nicht bezahlt! Das ist Aufgabe des Managements!" Oder: "Das ist doch alles nur Fassade, die Geschäftsführung macht sowieso, was sie will!" Aber auch: "Endlich fragt mich mal einer!" - allerdings gepaart mit Frustration, wenn die eigene Idee nicht sofort Anklang findet.

Sicherheit und KLarheit im Lösungsprozess - dann finden sich Antworten in der Sache

Für alle Beteiligten ist es also ein Prozess. Sie brauchten Training für das Wie - um dann eine Antwort auf das Was zu finden. Die Geschäftsleitung und das Management sind davon explizit nicht ausgenommen. Denn ebenso, wie es schwierig ist, Verantwortung anzunehmen, ist es, Verantwortung abzugeben. Das ist völlig normal - und es braucht ein Austarieren: Wo benötigt das Unternehmen Hierarchie und Entscheidungen von oben? Und wo Freiheit und Zurückhaltung?

In einer komplexen Welt sind blinde Flecken normal. Wir wissen nie genug, um eine sichere Entscheidung zu treffen. Die Anzahl der Abhängigkeiten erscheint endlos. Trotz guter Planung erleben wir immer wieder Überraschungen. Wichtig ist es nicht, die Lösung zu kennen. Sondern den Weg zur Lösung. Das gibt Sicherheit.

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