"Die Route wird neu berechnet": Ein Seminarprojekt über ungerade Lebensläufe, Richtungswechsel und Neuanfänge

Veröffentlicht am 16. 10. 2018 von Dr. Vanessa Giese

Im Sommer war ich als Lehrbeauftragte an der TU Dortmund - für ein Seminarprojekt in der Journalistik. Die Ergebnisse sind nun veröffentlicht: ein gedrucktes und ein Online-Magazin. Es geht ums Neuanfangen, ums Scheitern und Aufstehen und um krumme Lebensläufe. Ein aktuelles Thema - denn Veränderungen führen zu immer mehr Quereinsteigern, denen Unternehmen flexibler begegnen müssen. 

Die Seminaridee entstand in der Kneipe. Armin Hingst, Vorsitzender des Ex e.V., des Alumnivereins der Dortmunder Journalistik, meinte zu mir: "Eigentlich müsste man mal ein Seminar anbieten, in dem es um die vielen unterschiedlichen Bildungswege von Menschen geht. Und darum, was die Gesellschaft heute leisten muss."

Denn Tatsache ist: Firmen sortieren Quereinsteiger und Menschen mit ungeraden Lebensläufen oft schon in der Bewerbungsphase aus. Was zählt, sind Gründlichkeit, Zielstrebigkeit und Stallgeruch - es zählen Kompetenzen statt Potentiale.

Warum gerade ich als Lehrbeauftragte ausgewählt wurde 

Wir entwickelten eine Seminaridee. Armin meinte: "Als Dozentin bist du die Richtige dafür" - und spielte damit auf meinen eigenen Lebensweg an, der voller Premieren und Richtungswechsel ist. 

Gemeinsam mit Stefanie Opitz (TU Dortmund/ZDF) setzten wir das Seminar auf und begannen zu planen. Der Ex e.V. unterstützte das Projekt finanziell und sponsorte meinen Lehrauftrag. 16 Studentinnen und Studenten nahmen schließlich am Seminar teil. 

Was ist Erfolg? - Die Definiton der Studierenden

In der ersten Sitzung erarbeiteten die Studierenden sich ihre Definition von Erfolg:

Die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer einigten sich darauf, dass sie beruflich erfolgreich sind, wenn sie ...

  • finanzielle Sicherheit haben,
  • im Job Freude und Erfüllung finden können,
  • einen Arbeitsplatz haben, der ihre Gesundheit erhält und
  • der es ermöglicht, Beruf und Privatleben zu verbinden.

Keine hohen Gehälter, keine Bonuszahlungen, kein Dienstwagen. Keine klassische Karriereleiter, keine Machtposition. Ich sage das so deutlich, weil beim klassische HR das, was die Studierenden für sich anstreben, meist nicht oben auf dem Zettel steht.

Zwei Magazine entstehen

In der Folge begaben sich die Studentinnen und Studenten auf die Suche nach Menschen mit besonderen Lebensläufen, nach Gesprächspartnern für Hintergrundgespräche und nach Studien und Statistiken. Über mehrere Woche entstand das Konzept zweier Magazine, eines gedruckt, das andere online. Es entstanden Texte und Fotos, Audio und Videos. Immer im Hinterkopf war die Frage: Was bedeutet Erfolg für den Einzelnen? Was hat ihm geholfen, in seinem Sinne erfolgreich zu sein?

Das Seminarergebnis: 

Geschichten über Richtungswechsel und Neuanfänge

Es gibt die Geschichte zweier Geflüchteter, von denen einer nun in einem Dortmunder Handwerksbetrieb arbeitet; der andere musste die Lehre abbrechen. Es gibt die Geschichte einer Lehramtsstudentin, die nach dem Drittversuch das Studium abbrechen musste und nun doch Pädagogin ist, in England. Es gibt Geschichten über eine Friseurin und über zwei Obdachlose, über ein Förderprogramm für Grundschulkinder, über Menschen, die psychische Krisen hatten, und über einen Studenten, der nun Metallbauer ist - auch wenn seine Familie andere Pläne für ihn hatte.

Viel Spaß beim Lesen, Hören und Ansehen! Sehen Sie, getreu einer guten Fehlerkultur, dem Team kleine Unzulänglichkeiten nach: Es ist ein studentisches Projekt - alle lernen noch. 

Sie möchten auch mit mir lernen? Dann buchen Sie mich doch als Referentin! 


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