Warum der journalistische Nachwuchs großartig ist
Eines der Themen: der klassische Nachrichtenaufbau. Im Hintergrund: keine Langweile, sondern Diskussion in Arbeitsgruppen.
Mitte Februar war ich an der TU Dortmund. Als Lehrbeauftragte am Institut für Journalistik habe ich das Seminar „Nachricht und Bericht“ gehalten.
Es ist ein Grundlagenseminar für Erstsemester, eine Pflichtveranstaltung, aber ohne allgemeine Anwesenheitspflicht. Die Studierenden kamen freiwillig – und waren sehr motiviert.
Wie kann das sein? Wo doch die Liste der Beschwerden über Studenten so lang ist! Leseschwach und verantwortungsscheu seien sie. VerwöhnteNesthocker, angepasst und desinteressiert.
Neugierig und kreativ
Das klingt nicht nur respektlos. Das ist respektlos. Und es spiegelt meinen Eindruck von den Studierenden in keiner Weise wider.
Denn ich hatte mein Seminar straff aufgebaut: drei Tage à acht bis neun Stunden. Ein Blockseminar, in dem die Teilnehmer*innen kompakt lernen, was beim Nachrichtenschreiben und bei der Nachrichtenauswahl wichtig ist.
Die Studierenden mussten aber nicht nur acht Stunden lang mitarbeiten. Sie hatten überdies Klausuren: Am dritten Tag begannen wir später, weil eine Vorlesungsklausur angesetzt war. Einzelne mussten für Prüfungen immer wieder früher gehen. Das ist anstrengend, körperlich und emotional.
Trotz allem waren die Teilnehmer*innen diszipliniert und konzentriert, arbeiteten mit, brachten Ideen ein und übten das Nachrichtenschreiben. Sie waren kreativ, texteten bessere Überschriften als im Original und fragten nach, wenn etwas nicht klar war.
„Das ist aber doch selbstverständlich! Später im Arbeitsleben gibt’s auch lange Tage!“ Nein, das ist nicht selbstverständlich. Denn auch im Arbeitsleben machen Zwölf-Stunden-Tage mit Prüfungsdruck keinen Spaß.
Wie es in den Wald hineinreinruft
Deshalb: mehr Respekt! Wie wäre es also, den Studierenden neue Eigenschaften zuzuschreiben. Ich schlage vor: neugierig, kreativ, kritisch, interessiert und argumentationsstark. Höflich, zielstrebig, diszipliniert und respektvoll.
Ich bin sicher: Nur indem wir loben und bestärken, bekommen wir starke und wache Journalist*innen.