So gehen Sie mit herausfordernden Meeting-Teilnehmern um
Wir alle kennen sie in Meetings: die Handy-Daddler, die Vielredner, die Mauerblümchen oder die Alles-Wiederholer. Eine Gebrauchsanweisung für unterschiedliche - und schwierige - Typen in Meetings.
Der Handydaddler
- Verhalten: Der Handydaddler hat Besseres zu tun, als der Diskussion zu folgen: Mails beantworten, Urlaub buchen, Social Media checken. Er kriegt die Hälfte nicht mit, mischt deshalb Diskussionen auf, stellt Ergebnisse wieder in Frage oder ist ganz abwesend, Quittung kommt dann nach dem Meeting.
- Analyse: Klare Statuskommunikation: "Ihr seid hier alle nicht so wichtig wie meine Bedürfnisse."
- Empfehlung für die Moderation: Ebenfalls mit Statuskommunikation. Langsame, Raum nehmende Bewegung. Tatsachenbeschreibung ("Sie sind am Handy, während wir Lösungen diskutieren"). Wenn nötig, mehrfach wiederholen. Auf Meetingregeln verweisen.
Das Mauerblümchen
- Verhalten: Sagt nie etwas, obwohl er/sie durchaus Expert:in im Thema ist.
- Analyse: Hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Ist schüchtern. Oder andere, unbekannte Gründe.
- Empfehlung für die Moderation: Gutes Warm up, bei dem jeder Teilnehmer zu Wort kommt, auch das Mauerblümchen. Demokratische, agile Meetingformate nutzen, z.B. aus den Liberating Structures. Bei wiederholten Treffen Teilnehmer:in ansprechen, Bedenken klären, Redebeiträge vereinbaren, reinmoderieren. Auf Mimik/Gestik achten, reinmoderieren ("Ich sehe ein Stirnrunzeln/Nicken/...").
Der Zu-Spät-Kommer
- Verhalten: Kommt (immer) zu spät zum Meeting. Rollt die Diskussion wieder auf, stellt Ergebnisse in Frage.
- Analyse: Klare Statuskommunikation: "Ich verfüge über eure Zeit, weil ich wichtiger bin."
- Empfehlung für die Moderation: Pünktlich beginnen. Ist die Anwesenheit des Zu-Spät-Kommers unabdingbar fürs Meeting: zehn Minuten warten, dann Meeting auflösen, neuer Termin. Wenn der Zu-Spät-Kommer Diskussionen wieder aufmacht und ein kurzes Ins-Thema-Holen nicht ausreicht: abmoderieren bzw. Diskussion auf neuen Termin vertagen. Im Vier-Augen-Feedback gegebenenfalls Kostenrechnung für vertane Zeit aufmachen (interner Stundensatz * Meetingteilnehmer).
Der Sich-im-Detail-Verlierer
- Verhalten: Holt weit aus und geht tief rein ins Thema. Verlässt zuverlässig die inhaltliche Flughöhe, ist gedanklich im Flöz des Operativen.
- Analyse: Will Expertenwissen beweisen. Mangelndes Abstraktionsvermögen. Mangelnde Empathie für Bedürfnisse der Gruppe. Lenkt mit Details von eigenen Versäumnissen ab. Aufgabenstellung ist unklar, strategischer Kontext der Fragestellung fehlt.
- Empfehlung für die Moderation: Die Grundlagen für eine gute Reaktion wird direkt zu Beginn des Meetings gelegt - mit Einleitung in Hinblick auf den Fokus, Zweck und die Flughöhe des Meetings. Verlieren sich Teilnehmer:innen im Detail: Verweis darauf. Auch eine Möglichkeit: Verantwortung in die Runde geben ("Sind wir mit der Diskussion auf der richtigen Ebene?").
Der Einschleimer
- Verhalten: Stimmt immer zu, besonders dem Chef oder der Chefin. Wird nicht müde, die Richtigkeit und Wichtigkeit der Chef-Ausführungen zu unterstreichen.
- Analyse: Kann Statuskommunikation sein ("Ich sehe mich direkt unter dem Chef"), muss aber nicht. Als Beobachter neigt man dazu zu sagen: Der Typ hat nichts auf dem Kasten. Stimmt aber nicht immer, kann auch unreflektiertes, sozialisiertes Verhalten sein.
- Empfehlung für die Moderation: Tatsachenbeschreibung ("Danke, dass Sie die Aussagen Ihres Vorgesetzten noch einmal wiederholt haben.
Hat jemand auch eine andere Meinung?"). Humor, insbesondere wenn das Verhalten in der Runde bekannt ist ("Sie müssen sich beliebt machen, nicht wahr?" - *Zwinkerzwinker). Bei Chance auf Offenheit: Feedback nach dem Meeting anbieten.
Ein Sondertypus:
Der Mann, der wiederholt, was eine Frau schon gesagt hat
- Verhalten: Wiederholt die Wortbeiträge, Ideen und Vorschläge einer Frau, bekommt (im Gegensatz zur Frau) Zustimmung und Applaus. Für das Verhalten gibt es sogar ein eigenes Wort: hepeating, zusammengesetzt aus he + repeating. Opfer sind auch zurückhaltende Männer.
- Analyse: Selten möchte der Wiederholer der Kollegin oder dem Kollegen zu Anerkennung verhelfen. Es handelt es sich entweder um ein unbewusstes Verhalten oder um lupenreinen Ideenklau zum eigenen Vorteil.
- Empfehlung für die Moderation: Humorvolle Tatsachenbeschreibung („Vielen Dank, dass Sie für uns nochmal wiederholen, was Frau ... ausgeführt hat, aber ich denke, wir brauchen Ihre Unterstützung nicht“, im weiteren Verlauf: „Nochmal eine der beliebten Zusammenfassungen!“ - *zwinkerzwinker). Den Ideengeber in den Fokus rücken ("Die Idee haben wir vorher schon von ... gehört. Da sie nun auf Zustimmung stößt, möchten Sie, Frau ..., noch einmal ausführen?"). Abmoderieren („Ich merke, Sie haben nichts Neues mehr hinzuzufügen. Ich fahre mit der Agenda fort ...“).
Einige der moderativen Aktionen wirken mitunter unhöflich. Es ist jedoch wichtig, in der Moderation konsequent zu agieren und das Mandat wahrzunehmen - zum Wohle des Ergebnisses, der Diskussionskultur und des Time-Boxing. Klären Sie das Mandat vor dem Meeting und holen Sie sich die ausdrückliche Erlaubnis der Gruppe und des Vorgesetzten - ggf. im Zweiergespräch vorab -, so zu agieren, auch gegenüber ihm/ihr.
Zudem, Hand aufs Herz, waren wir doch alle schonmal in einer der Rollen. Ein Hinweis hat Wunder gewirkt, oder?
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