Trüffelschwein und Sprengstoffspürhund - Wie mir mein Lebenslauf hilft, meinen Job zu machen

Veröffentlicht am 25. 11. 2019 von Dr. Vanessa Giese

Foto: pexels/pixabay

Wenn ich Menschen kennenlerne, gerade im beruflichen Kontext, fragen sie irgendwann nach meinem Werdegang. Und sie fragen, was mich dazu befähigt, das zu tun, was ich tue. Ich erzähle dann, dass ich ursprünglich aus dem Journalismus komme. Die Verwunderung ist meist groß. Von der Redaktion zur Organisationsberatung - wie passt das zusammen?

Als ich erstmals anfing zu arbeiten, ging ich in eine Lokalredaktion. Das war 1995. Ich blieb dort einige Jahre, schrieb und fotografierte. Im Laufe der Zeit wechselte ich zu Online. Das war 1999/2000. Damals gab's noch kein Digitalangebot des Verlags. Das bauten wir auf.

Mein berufliches Leben nahm also seinen Anfang im Journalismus, in der Redaktion. Heute mache ich etwas Anderes. Aber vielleicht auch nicht.

Herausfinden, was die richtigen Fragen sind

Journalistische Arbeit besteht zum Großteil daraus, zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen. Wenn ich heute in ein Unternehmen gehe, mache ich nichts Anderes: Ich recherchiere. Ich rede mit Leuten und höre zu. Dadurch finde ich heraus, welche Fragen ich stellen muss. Dann gehe ich nochmal zu den Leuten und stelle die richtigen Fragen.

Journalismus deckt Widersprüche und Zusammenhänge auf. Er setzt Geschehnisse in einen Kontext, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Hintergründe, ordnet ein.

Es geht um Widersprüche und Zusammenhänge

Wenn ich in Unternehmen bin, geht es auch oft um Widersprüche und Zusammenhänge. Es geht um Unterschiede zwischen dem, was in Konzepten steht, und dem, was in der Praxis passiert - und um die Gründe dafür. Es geht um doppelte Arbeit, die in verschiedenen Abteilungen passiert; um mehrere Handlungsstränge, denen die Verbindung fehlt; um Abhängigkeiten zwischen Projekten, Personen und Anforderungen.

Wenn ich Zusammenhänge entdeckt habe, bringe ich Leute zueinander und sage ihnen, was ich verstanden habe. Die Leute erkennen dann: Sie haben kein Einzelproblem; sie haben ein gemeinsames Problem. Das Problem äußert sich nur bei jedem unterschiedlich. Der Eine hat Rückenschmerzen, dem Anderen tut der Nacken weh, und der Dritte hat Knie. Weil allen die Hüfte schief steht. Ich finde heraus: Was ist die Hüfte? Was ist die Wurzel des Schlamassels?

Trüffelschwein und Sprengstoffspürhund

Dann überlegen wir: Was braucht es, um die Hüfte gerade zu rücken? Der mit dem Rücken hat schon Spritzen gekriegt, der Andere Physio und der mit dem Knie hat Einlagen. Wir gucken, was davon geholfen hat und probieren es mit Neuem. Mit etwas für die Hüfte.

Ich bin Trüffelschwein und Sprengstoffspürhund. Ich entdecke Bomben, bevor sie explodieren. Oder ich entdecke Schätze. Je nachdem.

Ich bin sehr dankbar, dass ich das damals gelernt habe: zuhören, Fragen stellen, Zusammenhänge erkennen. Neue Fragen stellen, Schlüsse ziehen, Menschen zusammenbringen und einen gemeinsamen Fokus schaffen.

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