Newsletter im Januar: Wie geht es Ihnen?

Veröffentlicht am 30. 1. 2018 von Dr. Vanessa Giese

Kurzversion meines Newsletters: Ich erzähle davon, wie eine banale Frage zwei Menschen den Arbeitsalltag erleichtert und den Anstoß für eine Veränderung gibt - und erkläre, welcher Mechanismus dahinter steckt.

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Vor zwei, drei Wochen fragte mich ein Freund bei einem Wein, was ich jetzt eigentlich beruflich tue. Das fragen mich viele Leute, seit ich mich selbstständig gemacht habe. Ich sagte es ihm. Er zog eine Augenbraue hoch.

"Ich habe eine Mitarbeiterin", erzählte er. "Die hat mich fast alle Nerven gekostet." Ständig sei er mit ihr aneinander geraten, es gebe Querelen und Machtkämpfe. Auch sein Vorgänger sei bereits an dieser Kollegin gescheitert. "Wir haben da grad so jemanden wie dich im Unternehmen. Zu dem bin ich hingegangen. Und weißt du, was er gesagt hat? Er hat gemeint, ich solle die Mitarbeiterin fragen, wie es ihr geht."
"Hast du's gemacht?"
"Ich war völlig aus dem Konzept. Das war absurd. Wieso sollte ich sie fragen, wie es ihr geht? Sie macht mir nur Ärger."

Ein paar Tage später, erzählte er, habe er es dann doch getan.
"Sie war überrascht und hat erstmal gar nichts gesagt."
"Hast du nachgehakt?"

Hat er. "Sie ist vor einem Dreivierteljahr auf ihre Stelle gekommen. Also ungefähr zur gleichen Zeit wie ich. Sie hat gemeint, dass es damals niemanden gegeben hat, der sie einarbeiten konnte. Es hat wohl auch niemand mit ihr darüber gesprochen, was genau ihre Aufgaben sind. Dann hat sie noch ein paar private Probleme. Alles etwas vertrackt."
"Wie hast du reagiert?", fragte ich.
"Ich war sauer." Er habe sich über ihre Anspruchshaltung geärgert. "Warum kann sie das nicht eher sagen und blockiert nur?" Er hat dann aber doch einen Termin mit ihr gemacht, in dem sie länger geredet haben: über die Ziele, die das Unternehmen hat, über Entscheidungen und darüber, was er von ihr erwartet. Auch darüber, was sie von ihm erwartet.
"Wir werden keine besten Freunde sein", sagte er. "Aber es ist wesentlich entspannter jetzt. Wir arbeiten nicht mehr gegeneinander. Wir wissen beide besser, wie wir ticken. Das hat mich geflasht. Wegen so einer banalen Sache."

Was ist geschehen und warum ist es eine Situation, die so oder ähnlich öfter vorkommt?

Etwas verändern heißt: Muster brechen

Es ging darum, ein Muster zu brechen. Die Beiden waren so festgefahren in ihrem Verhalten, in ihre Erwartungen an den Anderen und an sich selbst, dass sie sich im Kreis drehten: ein Kreislauf aus Anweisung, Unverständnis, strengerer Anweisung und Widerstand.

Wir alle leben mit Mustern - in unserem Verhalten und in dem, wie wir fühlen. Sie entstehen aus unseren Erfahrungen und daraus, wie wir aufgewachsen sind. Was wir tun, wie wir es tun und wie wir auf etwas reagieren, ist ein Bild unseres Selbst.

Muster sind etwas Gutes. Sie erleichtern uns den Alltag. Hätten wir kein festes Repertoire an Verhalten, kämen wir morgens nicht aus dem Haus. Ständig müssten wir über alles nachdenken, statt einfach zu machen.

Doch gerade in Situationen, in denen es um Veränderung geht, stehen wir uns mit unseren Mustern im Weg. Muster helfen in einer stabilen, gleichbleibenden Umgebung. Sie helfen nicht, wenn die Umgebung sich verändert. Denn dann passen unsere Verhaltensmuster nicht mehr mit den Anforderungen zusammen. Veränderung und Entwicklung sind nichts anderes, als in Alltäglichkeiten mit Mustern zu brechen. Manchmal im ganz Kleinen, zwischen Zweien. Manchmal größer, im Unternehmen.

Wann haben Sie das letzte Mal ein Muster gebrochen? Wie hat es sich angefühlt?

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