Martina Lauterjung, was ist Innovation für dich?

Veröffentlicht am 2. 7. 2017 von Dr. Vanessa Giese

In diesem Blog gibt es ab sofort eine neue Reihe. Ich frage Menschen, was Innovation für sie bedeutet, wie sie arbeiten und wie sie auf Ideen kommen. Mein erster Gast: Skizzier-Coach Martina Lauterjung

Als ich Martina auf dem Agile.Ruhr-Barcamp in Essen kennengelernt habe, dachte ich sofort: Wow, was für ein dynamischer, sympathischer Mensch. Sie hat eine Session gegeben, in der sie mir (und anderen) gezeigt hat, wie man schnell und einfach schöne und persönliche Flipcharts gestaltet - und kleine Dinge zeichnet, statt sie aufzuschreiben. 

Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt, um herauszufinden, wie sie arbeitet und innovativ bleibt.

Vanessa Giese: Was arbeitest du?

Martina Lauterjung: Ich bin Trainerin für Visualisierung am Flipchart oder Whiteboard. Das heißt, ich bringe Menschen bei, ihr Anliegen oder ihre Informationen durch diese Medien an den Mann und die Frau zu bringen.

Warum ist Visualisierung wichtig?

Martina Lauterjung:  Beim Arbeiten mit Flipchart und Whiteboard geht es nicht nur um Präsentationen, sondern auch um Austausch und dass man Arbeitsergebnisse und Gespräche gemeinsam dokumentiert. Ich zeige meinen Kunden, wie sie skizzieren können und wie sie ihre Ideen und Informationen mit einfachen Symbolen verständlich machen können.

Innovation heißt: Anforderungen kennen

Was bedeutet es dann in deinem Job, innovativ zu sein?

Martina Lauterjung: Innovation heißt für mich, dass ich die Anforderungen meiner Kunden kenne und daraus neue Vorgehensweisen, Themen und Einsatzbereiche für das aktive Skizzieren ableite. Ein Beispiel sind die Themen, die im agilen Arbeiten sichtbar gemacht werden und die Medien, die hier zum Einsatz kommen.

Welche Medien sind das?

Martina Lauterjung: Nun - wer hätte gedacht, dass die Pinnwand zu einem zentralen Ort der Arbeitsorganisation werden könnte? Die meisten Menschen des Industriezeitalters kennen sie nur als Schwarzes Brett im Flur. Oder als Wackeltafel, die herausgeholt wird, wenn es an Hängefläche mangelt.

In Workshops kommen oft auch Moderationskarten zum Einsatz. 

Martina Lauterjung: Im Umgang mit Moderationskarten zeigt sich der große Vorteil von Symbolen - sie verkürzen oder ersetzen Wortbeiträge.

Meinen Kunden zeige ich, wie sie Symbole selbst erarbeiten und für sich und ihr Team Symbolvokabeln erarbeiten, die die Kommunikation erleichtern. Wie immer kommt die Innovation also aus Bestehendem, das weiterentwickelt und den Umständen angepasst wird.

Gute Ideen? Durch gutes Zuhören

Wie bekommst du neue Ideen, um dich und dein Geschäft weiterzuentwickeln?

Martina Lauterjung: Als Industrie-Designerin habe ich gelernt, gut zuzuhören, wenn mir Kunden erzählen, wo der Schuh drückt oder die Kommunikation nicht so läuft, wie erhofft. Daraus entwickelt sich bei mir eine Vorstellung dessen, was mein Kunde wirklich sucht oder braucht.

Du bist nicht nur Skizziercoach, sondern auch Trainingsdesignerin. Was heißt das?

Martina Lauterjung: Ich gestalte Trainings und Präsentationen, die ich nicht selbst durchführe. Das mache ich in enger Kooperation mit den jeweiligen Experten, also den Leuten, die vortragen. Dabei liegt mir besonders am Herzen, Trainings und Präsentationen zu gestalten, die klug strukturiert sind und nachhaltig wirken.

Ich kann dich also buchen, wenn ich einen Vortrag halten muss - und du bringst mir dann bei, wie es gut wird?

Martina Lauterjung: Genau. Expertenwissen für andere zugänglich zu machen, ist nämlich manchmal nicht so einfach. Klar ist, dass jeder Experte oder Expertin sehr viel weiß und viel zu berichten hat. Aber nicht alle Experten fühlen sich wohl bei dem Gedanken, ihr Wissen Kollegen oder Fachfremden zu vermitteln.

Die Zielgruppe kennen und das Ziel im Auge behalten

Was ist beim Vermitteln das Wichtigste?

Martina Lauterjung: Die Leitgedanken sind: Kenne deine Zielgruppe. Und: Verliere nie das Ziel aus den Augen.

Das hört sich nach intensiver Zusammenarbeit an. 

Martina Lauterjung: Ohne direkten und persönlichen Kontakt geht es nicht! Nur im Gespräch oder intensiven Mailkontakt kann ich eine Vorstellung vom Bedarf bekommen.

Ich brauche für meine Arbeit mit meinen Kunden klare Informationen für wen, was kommuniziert werden soll. Sind es Laien, die eine erste Präsentation oder Einführung in ein Thema erhalten, handelt es sich um ein Fachpublikum, soll präsentiert werden oder live gearbeitet werden? Haben die Teilnehmer, Teilnehmerinnen Vorkenntnisse im Skizzieren? Haben wir Zeit für Tages-Workshops oder können wir langfristig die Präsentationskultur im Unternehmen beeinflussen und wöchentliche Sessions gestalten? Aus diesen Informationen werden völlig unterschiedliche Workshopdesigns abgeleitet. Bei mir gibt es keine Weiterbildung oder Ausarbeitung nach Schema F.

Welche Dinge sind Dir sonst noch wichtig?

Martina Lauterjung: Ich achte immer sehr darauf, meine Kunden da abzuholen, wo sie stehen. Das Schöne am Skizzieren ist, dass Skizzen die Sprache unterstützen und dass sie dann kommunikationsfördernd sind, wenn sie gerade nicht perfekt sind! Unperfekt ist gut! So werden viel mehr Fragen gestellt, wir konzentrieren uns auf den Inhalt und lassen uns nicht von schönen Bildern blenden.

Wer auch Skizzieren lernen möchte: Martina Lauterjung hat ein kleines Buch publiziert, mit dem das super geht. 


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