Fünf Einsichten aus vier Konferenzen: Autonome Maschinen, digitale Nationen und worauf es in Zukunft ankommt
48forward am 22. Februar 2018 in der Freiheizhalle in München
In den vergangenen zwei Wochen war ich auf vier Veranstaltungen. Bei allen ging es um technologische Entwicklung, Arbeitsweisen und die Frage, worauf es in den nächsten Jahren ankommt. Die fünf wesentlichen Gedanken.
Es waren jeweils zwei Veranstaltungen in Dortmund und zwei in München, die ich besuchte. Es ging um Digitalisierung, um Industrie 4.0, um neue Arbeitsformen, Zukunftsvisionen und Personalwissen.
Die Veranstaltungen
Person Wissen Kompakt, Dortmund
Eine Veranstaltung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Es ging um technologischen, digitalen und kulturellen Wandel und um neue Qualität der Arbeit.
Arbeit 4.0: Wie können Frauen punkten?, Dortmund
Über Entwicklungen in der Industrie 4.0, Veränderungen in der Arbeitswelt und die Sicht der Frauen und auf die Frauen
Digital Media Camp, München
Barcamp des MediaLabs Bayern mit Menschen aus Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, Programmierung und Technologie zu Medienthemen
48forward, München
Nennt sich selbst "Europe's Most Holistic Future and Innovation Conference". Bot Themen von Bitcoin über Mobilität bis Logistik.
Die Einsichten
Was möglich ist, wird geschehen
Es ist nichts Neues, aber dennoch wichtig, es sich immer wieder vor Augen zu führen: Das, was technisch möglich ist, wird Realität werden. Technologische Entwicklung lässt sich nicht ignorieren, nicht negieren und nicht aufhalten. Deshalb sollten wir uns frühzeitig damit beschäftigen, was die Zukunft bringt, was sie für den Menschen, für unsere Arbeitsformen und für unser Selbstverständnis bedeutet.
Darum ging es beim Digital Media Lab und der Frage, wie Journalismus und Science Fiction helfen können, Zukunft zu gestalten. Darum ging es beim Vortrag von Michael ten Hompel, dem geschäftsführenden Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, über die Industrie 4.0 und ihre Möglichkeiten. Die Redner der 48forward stellten es erst recht nicht in Frage.
Die technologische Entwicklung war bislang immer eine Exponentialfunktion: Eine Kurve, die lange Zeit flach bleibt - bis Netzwerkeffekte einsetzen und das Wachstum durch die Decke geht. Unternehmen, die zum flachen Zeitpunkt die Entwicklung leugnen, werden es schwer haben, wenn die Kurve gen Himmel geht.
Autonomisierung, digitale Staaten und ihre gesellschaftliche Dimension
Digitalisierung in Deutschland ist eine Diskussion über Bandbreiten. Dabei ist die Praxis längst weiter. Maschinen bringen sich gegenseitig etwas bei, Systeme vernetzen sich untereinander, handeln verantwortlich und teilen Wissen, ohne dass es einen Zentralrechner gibt und ohne dass der Mensch eingreift. Die Technik automatisiert nicht nur Prozesse, sie beginnt, autonom zu handeln.
Gleichzeitig verschwindet die Idee von Staaten mit physischen Grenzen. Estland arbeitet am Prinzip der E-Residency:
E-Residency is a new digital nation for global citizens, powered by the Republic of Estonia
- Estonia is the first country to offer e-Residency, a government-issued digital ID available to anyone in the world
- E-Residency offers the freedom to easily start and run a global business in a trusted EU environment
Was bedeutet das für die Menschen und für ihre Identität? Welcher Moral folgen Maschinen, die sich autonom weiterentwickeln? Wir agieren und reagieren sie in Zusammenarbeit mit Menschen? Was sind die Grundlagen sozialen Verhaltens - in Deutschland, in Europa, international? Wie schaffen wir Wertesysteme, die die globale Welt besser machen? Was sind die verbindenden Ideen von Staaten, die digital existieren?
Mensch und Maschine arbeiten gemeinsam
Wenn Maschinen autonomer werden, wenn die Welt komplexer, technisierter, schneller und vernetzter wird, wenn monotone Aufgaben abnehmen, wenn Vorstellungskraft, Kreativität und Menschlichkeit das sind, was die Arbeit des Menschen von der Arbeit der Maschinen unterscheidet - was bedeutet das für die Art und Weise, in der wir arbeiten?
Auf allen Veranstaltungen war man sich einig - und auch ich schließe mich an: Die Zukunft der Arbeit sind Zusammenarbeit und Interdisziplinarität, Vernetzung, Offenheit und Freude, Selbstbestimmtheit und Kommunikation, um die Herausforderungen zu meistern. Organisationen, die sich allein auf Planung, Hierarchie und Kontrolle stützen sowie aufdas alleinige Erreichen von KPIs, werden der Entwicklung nicht standhalten.
Die Reskilling Revolution
Das Weltwirtschaftsforum spricht von einer Reskilling Revolution, also eine Lernrevolution, wenn sie in die Zukunft blickt - und ermuntert, optimistisch zu sein.
Tatsache ist: Wir brauchen eine neue Entwicklungskultur. Die BAuA hat erforscht: Wenn Menschen, egal welchen Alters, über lange Zeit dieselbe Tätigkeit verrichten, körperlich oder geistig, tun sie sich mit Veränderung schwer. Denn sie haben keine Erfahrung, sich Neuem zustellen, und entwickeln Ängste und Hemmungen, die wiederum in einer Abwehrhaltung münden. Je flexibler die Lernbiographie, desto höher die neuronale Plastizität des Gehirns; je mehr Menschen mit Lernerfahrung ein Unternehmen hat, desto größer seine Möglichkeiten, sich Veränderungen im Markt zu stellen.
Eine regionale Initiative, um Flexibilität zu fördern, ist TErrA, "Tätigkeitswechsel zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit": ein Regionalnetzwerk zum so genannten Ability Management. Firmen tauschen untereinander Arbeitskräfte und fördern die zwischenbetriebliche Mobilität. Das Ergebnis: Die Menschen lernen zu lernen, Flexibilität wird Alltag, Entwicklung wird zu Gewohnheit und die Unternehmen bekommen frische Ideen von außen.
Authentizität und Klarheit
Eine zentrale Eigenschaft, die den Menschen ausmacht und die an Bedeutung gewinnt, je digitaler wir werden, ist Authentizität. Das sind Selbsterkenntnis und die Fähigkeit, über sich und sein Menschsein nachzudenken. Dazu gehören Stärken, Schwächen und eine Haltung. Dazu gehört die Fähigkeit zu empfinden. Das sind Leidenschaft und Aufrichtigkeit. Wer das lebt, ist bestens für die Zukunft gerüstet.
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