Die unerwünschte Veränderung und Fragen zur Neuordnung
Wenn der Weg sich gabelt, geben ausgerechnet Fragen Orientierung. (Foto: Pixabay/Michael Gaida)
Manchmal ereilen uns Veränderungen, die wir nicht wollen: Wir müssen beruflich neue Wege gehen. Wir müssen Menschen loslassen, die wir gerne bei uns behalten hätten. Oder wir hadern mit Entscheidungen, die wir zwar selbst getroffen haben, die uns aber auf einen anderen Weg führen als geplant. Wenn ich mit Menschen dazu in die Einzelberatung gehe, stelle ich Fragen.
Die Erkundung
Zu Beginn geht es erstmal darum, das gemeinsame Thema festzulegen. Dazu habe ich unterschiedliche Einstiegsfragen zur Verfügung.
- "Was ist Ihr Problem?" legt den Fokus auf die Aufgabe, die mein Kunde lösen möchte.
- Die Frage "Womit kommen Sie nicht klar?" schaut auch aufs Problem, lenkt die Aufmerksamkeit aber auf den Umgang meines Kunden damit.
- "Was ist Ihr Ziel?" blickt nach vorne.
- "Wozu sitzen wir zusammen?" hat ebenfalls das Ziel im Fokus, öffnet allerdings den Blick für einen größeren Rahmen.
- "Woran möchten Sie gerne arbeiten?" adressiert die Aktivität meiner Kundin.
- "Was möchten Sie verändern?" zielt auf Persönlichkeit und Identität.
Welche Frage ich wähle, hängt vom Briefing und von meinem Bauchgefühl ab.
Anschließend helfe ich dabei, einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Unerwünschte Veränderungen lösen ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Sie machen wütend, frustrieren, lassen verzweifeln.
Meine Aufgabe ist es, Potentiale sichtbar zu machen. Ich stelle dazu Fragen wie:
- Wenn Sie die geänderte Situation annehmen, verraten Sie sich dann selbst? Oder können Sie das auch im Einklang mit sich tun?
- Was macht die jetzige Situation wertvoll?
- Angenommen, die Krise ist überwunden: Was sehen Sie dann wieder?
- Angenommen, Sie haben das jetzige Belastung weit hinter sich gelassen: Was könnte Neues aufgetaucht sein?
Der größere Zusammenhang
Darüber hinaus bekommen ungewollte Veränderungen eine andere Bedeutung, wenn man sie in einem größeren Zusammenhang betrachtet. Mein Lieblingsimpuls ist:
- Zu welcher Frage gehört Ihre aktuelle Situation?
Denn jede Veränderungssituation ist eine Kreuzung, an der wir uns entscheiden können, welchen Weg wir einschlagen. Im Hintergrund stehen Überlegungen wie: Wer bin ich und wer möchte ich sein? Wie möchte ich leben? Was ist mir wichtig?
Weitere Kontextfragen sind:
- Auf dem Weg zu welchem Ziel liegen die aktuellen Hindernisse?
- Ergibt es Sinn, nochmal über das Ziel nachzudenken?
- Wie passt Ihre Situation in die Situation des Unternehmens/Ihrer Familie?
- Zu wem gehören Sie, wenn Sie die Schwierigkeiten bewältigt haben?
- Woran müssen Sie glauben, um die aktuelle Situation zu meistern?
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Die Ressourcen
Meine Erfahrung ist: Je größer die Entscheidung, ...
- desto größer ist die gefühlte und tatsächliche Entlastung, nachdem die Entscheidung getroffen ist - und:
- desto weniger helfen rationale Argumente.
Oft versuchen wir, große Entscheidungen mit sachlichen Argumenten zu fassen, wägen Praktisches, Persönliches und Finanzielles ab, schreiben das Für und Wider auf. Nur: All das hilft meist nicht, zu einem Entschluss zu kommen. Denn große Entscheidungen sind immer Gefühlsentscheidungen, weil sie weit in die Zukunft reichen und weil sie Variablen enthalten, die wir nicht kennen. Die richtigen Fragen lauten also: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Traue ich mir das zu? Auf welche Ressourcen kann ich zurückgreifen? Wie fühle ich mich dann? Kann ich mit diesen Gefühlen umgehen?
Um Kräfte zu aktivieren, helfe ich mit Fragen wie:
- Welche Lösungsversuche haben Sie bislang unternommen? Was haben Sie dabei gelernt?
- Wen können Sie noch bitten, Ihnen zu helfen?
- Welche Ihrer Kompetenzen und Erfahrungen haben Sie bislang nicht eingesetzt, könnten es aber jetzt tun?
Blinde Flecken entdecken
Werden Sie sich klar darüber, warum eine Veränderung geschieht. Damit ist nicht das Warum desjenigen gemeint, der Ihnen seine Entscheidung aufdrückt. Gemeint ist Ihr Warum - das Argument, mit dem Sie die Veränderung annehmen möchten.
Um mehr dazu herauszufinden, stelle ich Fragen wie:
- Wenn Sie der aktuellen Situation den Beigeschmack der Enttäuschung und der Anstrengung nehmen: Wie können Sie sie für Ihre Entwicklung nutzen?
- Sind Sie gerade dabei zu übertreiben?
- Angenommen, es gelingt Ihnen, Ihre Träume und Ihre aktuelle Anspannung zu verbinden: Woran merken Sie, dass es Ihnen gelungen ist?
- Welche Annahmen haben Sie getroffen, die Sie bislang nicht ausgesprochen habe?
- Wenn Sie einem Fremden eine Geschichte über Ihre Situation erzählte sollten: Was für eine Geschichte wäre das?
Erfahrungsgemäß biege ich mit meinen Kunden und Kundinnen schon nach den ersten Fragen ab. Ihre Gedanken kommen ins Fließen - und ich helfe mit Impulsen, wenn sie in ihren Überlegungen nicht weiterkommen.
Oft liegt die Lösung auf der Hand. Es hat nur noch niemand die entscheidende Frage gestellt.